ColorEdge Referenz

Preisgekrönt und überraschend anders

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Marvin Dreblow hat mit seiner Arbeit „Naturzustand“ den zweiten Platz des neuen BFF-Förderpreis 2022 belegt. EIZO hat als Kompetenzpartner des BFF die Hauptpreise der drei Gewinner zur Verfügung gestellt. Hier gibt der Zweitplatzierte Einblicke in das Konzept und die Entstehung seiner Arbeit und teilt seine Erfahrungen mit seinem neuen Monitor ColorEdge CG2700S.

Wenn wir durch den Wald gehen, verbinden wir alle damit ein Gefühl von Natur, Idylle und Wildnis. Fauna und Flora scheinen sich selbst überlassen zu sein. Schaut man mal etwas bewusster hin, besteht diese vermeintlich wilde Natur oftmals sogar in Nationalparks aus einer hochgradig menschengemachten Kulturlandschaft. Geometrischen Formen folgende, eng gepflanzte Baum-Monokulturen, oft mit Markierungen aus Sprühfarbe, durchzogen von einem Netz von Waldwegen, das aus der Luft betrachtet nicht wenig Ähnlichkeit mit den Straßen Manhattans hat. Auch der Wildbestand ist streng reguliert. Und doch überwiegt schnell das altbekannte Waldgefühl. Darauf aufmerksam geworden ist Marvin Dreblow bei der Lektüre eines Textes von Thomas Kirchhoff im Buch „Naturphilosophie“. Mit seiner Arbeit „Naturzustand“ dekonstruiert Dreblow diese verklärte Wahrnehmung des Waldes.

[Translate to Austrian:] Marvins Dreblows Gewinnerarbeit

Ein diffuser Himmel, entsättigte Farben und flache Kontraste bilden das visuelle Bindeglied von Dreblows Gewinnerarbeit.

Schwebende Bäume? Photoshop – oder?

Dreblows Zyklus zeigt Bäume und Büsche mit logischen Brüchen. So schweben große Äste schwerelos, teilweise auf dem Kopf stehend, im Baum fehlt ein kompletter Teil des Stammes, ein anderer Baum wächst im Kreis zurück in den Stamm. Jeder, der Marvin Dreblow und seine Arbeiten nicht kennt, kommt nahezu zwangsläufig zu dem Schluss, dass bei diesem Bilderzyklus eine Menge Photoshop im Spiel gewesen sein muss. Doch hier irrt der Betrachter. Warum das so ist, erklärt ein näherer Blick in Dreblows Lebensgeschichte.

Der Fotograf stammt von einem landwirtschaftlichen Betrieb im Wendland. Der Landkreis Lüchow-Dannenberg ist der kleinste und am dünnsten besiedelte Landkreis der alten Bundesländer. Kein Umfeld, in dem man mit dem Wunsch, freie Kunst studieren zu wollen, zum Mainstream gehört. Das hat Dreblow aber nicht daran gehindert, seinen Plan in die Tat umzusetzen. Seit fünf Jahren studiert er Freie Kunst an der Hochschule für Künste in Bremen. „Ich habe Freiheit in meiner künstlerischen Ausdrucksform gesucht und wollte mich da nicht festlegen“, erklärt Dreblow die Wahl seines Studienfaches. Schnell hat er jedoch gemerkt, dass er sich mit dem Medium Fotografie am besten ausdrücken kann. Die Fotografie ist dabei zwar das Endprodukt, also die Dokumentation des Kunstwerks. Aber das Davor und Dazwischen ist Dreblow genauso wichtig. Einen großen Stellenwert nehmen in vielen seiner Arbeiten immer wieder Leerstellen ein. Das ist wohl auch der Grund, dass bei seiner Arbeit – anders, als es der erste Eindruck vermuten lässt – tatsächlich nur ein Minimum an Photoshop zum Einsatz kommt.

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Zustand 7: Ein auf dem Kopf schwebender großer Ast – da war doch gewiss viel Photoshop im Spiel, oder?

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Das Making-Of-Bild zeigt, wie viel Realität und wie wenig Photoshop sich in Dreblows Arbeit findet.

Möglichst viel Realität in der Surrealität

Anders als manch anderes „Landei“ möchte Dreblow nicht mit Hilfe der Kunst seiner ländlichen Heimat entfliehen, sondern will die Kunst in diese bringen. Und das tut er, indem er die Möglichkeiten nutzt, die ihm seine Heimat und der elterliche landwirtschaftliche Betrieb, zu dem auch Wald gehört, bieten. „Das Projekt ‚Naturzustand‘ war fast eine Vater-Sohn Arbeit“, erzählt Dreblow. Er selbst hat die Idee, das Konzept und das fotografische Können mit eingebracht. Sein Vater den Wald und den Trecker. Ob man es glaubt oder nicht: In den meisten Bildern bestand die einzige Bildmanipulation darin, die Treckergabeln oder andere Halteinfrastruktur aus dem Bild zu entfernen. Die Objekte an sich wurden tatsächlich an Ort und Stelle fotografiert. So ist dann auch der absolut realistische Lichteinfall und Schattenverlauf zu erklären. Als bindendes Element sind alle Fotos bei diffusem Himmel fotografiert, der schon den Arbeiten von Bernd und Hilla Becher zu ihrer ikonischen Sachlichkeit verholfen hat. Dreblows Bilder fallen durch ihre entsättigten Farben und flachen Kontraste auf. „Die Idee war, eine surreale, eher beobachtende, fast bedrohliche Stimmung zu fotografieren“, erklärt Dreblow den Look seiner Bilder. Durch die der Physik widersprechenden paradoxen Bildmanipulationen gelingt es Dreblow, das durch Verklärung und selektive Wahrnehmung entstandene Trugbild der Kulturlandschaft „Wald“ infrage zu stellen und zu dekonstruieren: „Ich stelle Behauptungen auf, die die Betrachter dann hinterfragen und mit der Realität abgleichen müssen.“

Die Tatsache, dass diese Bilder so weit wie möglich „in situ“, also an Ort und Stelle, entstanden sind, macht Dreblows Arbeiten umso wertvoller und setzt einen erfrischenden Gegenpol zum Zeitgeist, Bilder rein am Computer entstehen zu lassen, ohne jemals einen Fuß vor die Tür gesetzt zu haben – gerne aus Stockmaterial erstellt und mit künstlichem Himmel und Lichtstimmungen auf Knopfdruck mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz.

Wie hat er das nun gemacht?

Wie entstanden Bilder wie der schwebende Ast seiner Arbeit „Zustand 7“? „Zunächst habe ich ein Bild ohne den großen Ast fotografiert. Dann haben wir den Ast verkehrt herum auf der Heugabel unseres Treckers balanciert und an Ort und Stelle platziert“, klärt Dreblow auf. In der Postproduktion mussten dann nur noch Gabel und Trecker herausretuschiert werden. Und auch der Baum der Arbeit „Zustand 1“ wurde trotz des herausgesägten Stammes an Ort und Stelle fotografiert. Dazu befestigte Dreblow einen versteckten Stützbalken auf der Rückseite der Birke, bevor er ein Stück des Stammes heraussägte. Durch ein weiteres Foto nach der Entfernung des abgesägten Stammes konnte Dreblow die Stützkonstruktion leicht herausretuschieren.

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Zustand 1: Eine Birke, in der ein komplettes Stück des Stammes fehlt. Wie hat Dreblow das fotografiert?

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Auch in diesem Motiv wird klar: Der Baum wurde mit dem fehlenden Part fotografiert. Der Trick ist die hinterher herausretuschierte Stützkonstruktion.

Der neue BFF-Förderpreis für Nachwuchsfotografen

Dreblow ist mit dieser Arbeit ein zunächst stiller Wettbewerbsbeitrag gelungen, der seine volle Faszination erst auf den zweiten Blick und mit dem entsprechenden Hintergrundwissen gänzlich entfaltet. Es ist also kein Wunder, dass er die Fach-Jury des Neuen BFF-Förderpreis 2022 für Nachwuchsfotografen des BFF (Berufsverbandes für Fotografen und Filmgestalter e.V.) damit begeistern konnte. Der Neue BFF Förderpreis besteht dabei nicht nur aus einer Jurierung von zu einem Thema eingereichter Arbeiten. Vielmehr ist dieser als ungewöhnlich aufwändiges Förderprogramm für junge Foto- und Videoschaffende angelegt. Anders als bei vielen anderen Wettbewerben kann man nicht mit einer bereits fertigen Arbeit teilnehmen, sondern bewirbt sich mit einem Konzept, das man dann im Wettbewerbszeitraum umsetzen will. Die besten 12 Einreichungen werden eingeladen, an zwei intensiven Workshops in Hamburg und Zingst teilzunehmen. Allen Teilnehmenden wird ein BFF-Fotograf als Mentor zur Seite gestellt, der die Umsetzung des Konzepts intensiv begleitet. Unter diesen 12 Workshop-Teilnehmern kürt dann eine Fach-Jury die drei Gewinner. Dieses einzigartige Konzept ist also in erster Linie auf Erkenntnisgewinn und tatsächliche Nachwuchsförderung, denn auf reine Preisverleihung ausgelegt. „Durch die zwei Workshops sind wir echt zu einer tollen Gruppe zusammengewachsen“, erinnert sich Dreblow und berichtet weiter: „Wir haben viel von den Referenten und auch voneinander gelernt und die intensive Begleitung durch die Mentoren war eine große Unterstützung. Mit meinem Mentor Jörg Rothhaar habe ich auch weiterhin wertvollen Kontakt“.

Mentor Rothhaar erläutert: „Ob sich ein Fotograf nun als Künstler versteht, oder als Kreativer in der Werbung arbeitet, im Kern geht es immer darum, das Gesehene so zu einem Bild zu verdichten, dass dieses im beabsichtigten Kontext funktioniert. Wir haben da, wie ich finde, sehr gut und mit viel Vertrauen zusammengearbeitet, immer Marvins Position als künstlerischer Fotograf verpflichtet.“

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Erfahrungen mit dem ColorEdge CG2700S von EIZO

Doch neben einer Menge fachlichem Input, der großen Vernetzung innerhalb der Branche und der Berichterstattung hatte die Zweitplatzierung für Dreblow auch noch einen physischen Gewinn zur Folge: einen ColorEdge CG2700S Grafik-Monitor von EIZO. „Bisher habe ich mit meinem Laptop und einem nicht besonders guten Monitor gearbeitet“ erklärt Dreblow. „Kunst ist, gerade als Student, kein Sujet, mit dem man schnell reich wird.“ Deshalb war Dreblows Begeisterung bei der ersten Benutzung seines neuen Profi-Monitors so groß: „Schon ‚out of the box‘ war der Bildeindruck überragend, ich hatte das erste Mal das Gefühl, wirklich einen Blick auf meine Bilddatei zu werfen“, erinnert sich Dreblow: „Bei Bildern, die ich beim Ausdrucken noch einmal korrigieren musste, bis sie dem gewünschten Ergebnis entsprachen, sah ich nun auch am Monitor bereits die Fehler“. Und durch den eingebauten Kalibrierungssensor kann dieser Zustand über die gesamte Nutzungsdauer des Monitors mühelos aufrechterhalten werden.

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„Erst, wenn man einen solchen Monitor einmal ausprobiert hat, weiß man, was man verpasst hat. Und durch das Anlegen individueller Kalibrierungsziele ist da sogar noch viel Luft nach oben.“

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Auch die Möglichkeit, den Monitor mit nur einem USB-C-Kabel mit seinem Laptop verbinden zu können, wodurch sowohl Bild- und Datensignal als auch Ladestrom übertragen wird, sieht Dreblow einen großen Mehrwert. Und so ist der professionelle Monitor ein perfekter Grundstein für ein eigenes Atelier im Wendland. Das wünscht sich Dreblow nämlich, der dort auch zukünftig seinen Lebensmittelpunkt sieht. „Ich hoffe, meinen Weg weiter als Fotokünstler gehen zu können. Mein Traum ist es, von der Fotografie leben zu können“, wünscht sich Dreblow. Der 2. Platz des Neuen BFF Förderpreises ist dazu gewiss eine gute Grundlage. „Und auch für meine Eltern ist das eine schöne Bestätigung, dass das, was der Sohn da im Wald anstellt, offenbar tatsächlich einen künstlerischen Wert hat“, ergänzt Dreblow schmunzelnd.

Infos über den Fotografen: www.marvindreblow.com